Karmeliterplatz 4a

Aus Baugeschichte

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47° 4' 25.02" N, 15° 26' 33.74" E


Durchgang Pfauengarten

Der "Pfauengarten" hat seinen Namen erst in den letzten Jahrzehnten erhalten. Nachdem das Landes-Gendarmerie-Kommando in die Straßganger Straße umgezogen war, übernahm das Land Steiermark das Areal und machte einen Gratis-Parkplatz für seine Beamten daraus. Einigen "durchgebrannten" Pfauen gefiel das Gelände, und sie blieben. Ursprünglich war das Freigelände als Teil des Basteien-Systems des 16. und 17. Jahrhunderts entstanden und gehörte zum Karmeliterkloster. Beim Aushub für die Tiefgarage entdeckte man hier die älteste "Siedlung" von Graz aus Steinzeit und Urnenfelderzeit, und auch die älteste Skulptur, "Graziella" genannt, wurde gefunden. Die Freilegung der Kurtine, der langen Mauer zwischen Karmeliter- und Burgbastei, war ein weiterer Höhepunkt der Ausgrabungskampagne. Damals noch in der Altstadtkommission tätig, habe ich die inzwischen tatsächlich gefundenen Bauinschriften der alten Burgbastei vorhergesagt. Die Kante zeigt die zwei eingemeißelten Jahreszahlen 1557 und 1558 (Jahre der Fertigstellung) sowie eine Steinmetz- oder Positionierungsinschrift "PASA 9". SOKO Altstadt hat die Arbeiten laufend beobachtet und sich zunächst bei der Stadt, erfolgreich aber erst beim Bauherrn um einen spektakulären Durchgang zwischen Stadtpark und Karmeliterplatz bemüht, siehe "Kommentare". Zum Neubau über der Tiefgarage siehe Karmeliterplatz 4c.



Kommentare

Der Pfauengarten war für das in den 1980er Jahren geplante "Trigon-Museum" in Bauland umgewidmet worden. Nachdem das Kunsthaus dort abgesagt wurde, hat die Stadt auf eine Rückwidmung "vergessen". Dann kam die 2004 eröffnete Tiefgarage, die u.a. durch ein Baurecht finanziert wurde. Damit war das Schicksal des Pfauengartens besiegelt. Das nun vorliegende Projekt wurde dann "gemeinsam" entwickelt: Denkmalamt, Altstadtkommission, Stadtplanung und Stadtbaudirektion haben mitgewirkt, ein Architektenwettbewerb wurde durchgeführt und ein Siegerprojekt gekürt. Es wurde mehrfach Kritik an dem Ergebnis geübt, der sich auch der frühere Grazer Stadtplanungschef angeschlossen hat. Die drei Baukörper werden sich der bisherigen linearen Struktur dieses Viertels in aufdringlicher Weise bemächtigen, die dem historischen Ambiente absolut nicht gerecht wird. Allerdings: Wenn man heute vom Uhrturm auf den Karmeliterplatz schaut, sieht man schon die völlig unangemessene Dach-Lösung des neu erbauten Landesjugendamtes, bei der der Altstadtschutz (Dachlandschaftsverordnung!) schon kläglich versagt hat. So geht man in Graz mit dem Weltkulturerbe um!
Laukhardt

Werden die historischen Abschnitte des Pfauengartens künftig der Öffentlichkeit vorenthalten?

Wenn wir die Pläne und die derzeitigen Arbeiten richtig interpretieren, wird nach Fertigstellung des Bauwerks Karmeliterplatz 4 c der interessierte Grazer oder Besucher keine Gelegenheit mehr haben, die historisch so bedeutsamen Abschnitte der nördlichen und westlichen Stadtmauer einsehen zu können: die Kante der Burgbastei, die beiden Kanonen-Schießlöcher und die Stützpfeiler des östlichen Mauerzuges bleiben verborgen! Der öffentliche Zugang vom Stadtpark wird nämlich schon davor abbiegen und über eine Treppe und eine Terrasse nördlich des Gebäude zum Karmeliterplatz führen. Wird man also die historische Situation wirklich nur bei den Ein- oder Ausfahrten der Tiefgarage erkennen können? Also: kurzer Stop, aussteigen, hinunterschaufen, weiterfahren? Das darf doch wohl nicht wahr sein! Wir haben heute beim Denkmalamt, der Stadtbaudirektion, der Stadtplanung und der Altstadtkommission angefragt. Laukhardt, 28.4.2014

Ist der öffentliche Zugang nun gesichert?

Nach vielen Anfragen, Rückfragen und Telefonaten erhielt ich teils konstruktive Antworten (von Altstadtkommission und Denkmalamt), aber auch ablehnende (Baubehörde: "Sie haben hier keine Parteienstellung und können daher die aktuellen Pläne nicht einsehen"). Es gelang dennoch, festzustellen, dass die zur Ausführung kommenden Pläne mit den vom Gemeinderat am 13.6.2013 beschlossenen übereinstimmen. Allerdings: die der Stadt Graz abgetretene Fläche endet etliche Meter vor der Stelle, die einen Einblick in den "Kanonenhof" ermöglicht (siehe Skizze in Abbildung 3). Ich wandte mich daher an Stadtbaudirektor Werle, der ja für die Koordination des Projektes zuständig war. Am 23.5.2014 hat er mir mündlich sinngemäß mitgeteilt: "Falls es keinen Vandalismus geben wird, wird das lt. Stadtplanung in Absprache mit den Eigentümern möglich sein". Ich habe an die Firma Fleissner+Partner geschrieben und um Bestätigung der Aussage von Werle gebeten; ob ich eine Antwort kriege? Stadtbaudirektor Werle habe ich noch einmal dringend darum ersucht, wesentliche Änderungen der Planung im heiklen öffentlichen Bereich (hier: Stadtpark, Pfauengarten) den Bürgern kund zu tun, am besten durch eine Präsentation an Hand eines Modells. Wir werden den Fortgang der Bauarbeiten jedenfalls weiter beobachten und berichten. Laukhardt (Diskussion) 11:40, 24. Mai 2014 (CEST) ===Der Stiegenaufgang ist fast fertig, bleibt der Durchgang dennoch gesperrt? Das neue „Stadttor“ durch die aus der Renaissance stammende Kurtinenmauer ist längst fertig und der Stiegenaufgang steht knapp vor seiner Vollendung; auch hat der Bauträger freundlicherweise auf Ersuchen von "SOKO Altstadt" die Absperrung der Feuerwehrzufahrt weit zurückgesetzt. So könnte man die beim Bau der Tiefgarage freigelegten und mit hohen Kosten aufwändig sanierten Reste der Befestigungen des 16. bis 17. Jhs. (Burgbastei von 1558, Kurtinen und Kanonenscharten) gut einsehen und damit einen einzigartigen Blick in die Stadtgeschichte werfen. Aber: auf einmal hört man, dass das Tor zum Stadtpark geschlossen werden soll. Der Grund? Man scheut sich angeblich, hier einen Zugangsweg durch eine Abhebung von ca. 1,5 m Erde zu schaffen, denn angeblich liegt „Kriegsmaterial“ unterhalb der sogenannten Basteiwiese!

Sprecher von Nagl sagt: Eine Vision wurde wahr!

Wie Vojo Radkovic im "Grazer" am 18.10.2015 berichtet, wird alles wie geplant verlaufen. Wir bleiben gespannt und sehen uns die weitere Entwicklung an. Laukhardt (Diskussion) 18:21, 19. Okt. 2015 (CEST)

Durchgang und Einblick sind möglich geworden!

Unsere Intervention bei der Baufirma waren erfolgreich: Seit Jahresende 2015 ist der Durchgang vom Stadtpark zum Karmeliterplatz fertig; die Absperrung der Feuerwehrzufahrt wurde so weit zurückversetzt, dass die Ausgrabungen an der Stadtmauer gut sichtbar sind. Ein Wehrmutstropfen ist, dass man beim Verkehrskindergarten noch durch den Bauzaun "schlüpfen" muss, weil die Stadt hier den Zugang noch nicht realisiert hat. Aber das wird schon werden ... Laukhardt (Diskussion) 13:37, 7. Feb. 2016 (CET)

Unglaublich, aber wahr: Die Stadt hat einen provisorischen Zugang hergestellt!

Nach etwas mehr als einem Jahr kann ich berichten, dass durch Abtragung von mehreren m3 Erde ein gefahrloser Abgang aus dem ehemaligen Verkehrskindergarten ermöglicht wurde. Jetzt führen auch schon Grazer Guides hier durch zum Stadtpark und erklären ihren Gästen die spektakulär freigelegten Befestigungsanlagen des 16. und 17. Jahrhunderts.

Laukhardt (Diskussion) 11:27, 16. Sep. 2017 (CEST)

Einzelnachweise

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