Mariatroster Straße 132

Aus Baugeschichte

Österreich » Steiermark » Graz » 8043



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47° 5' 55.25" N, 15° 28' 10.31" E


Villa Brauner, ehemals "Knödelwirtshaus"

Die Liegenschaft mit der Urbar-Nr. 127 der Herrschaft Grabenhofen, war laut Schirmbrief vom 18. Februar [Jahr?] von Joseph Klawutscher an Sebastian Windisch und dessen Frau Maria geb. Lechner gelangt. Der Bevölkerung jener Zeit war wohl der Name „Knödelwirtshaus“ – so hieß das Häuschen – ein Begriff gewesen. Und schon die Riedkarte zum Franziszeischen Kataster von 1825-29 zeigt für ein Gebäude an der Stelle der heutigen „Villa Brauner“ den Namen „Knödl“, weiter östlich ist die Rettenbach-Mühle Wagnesweg 7a zu sehen.

Laut Inventar nach Maria Windisch, welche am 13. August 1818 verstorben war, wurde der Witwer Sebastian, ein Zimmergeselle, Alleinbesitzer. Nach seinem Tode übernahm der Sohn, ebenfalls Sebastian am 3. November 1837 die Realität. Aus der Geschichte von Mariatroster Straße 136 erfahren wir, dass ein Teil beiderseits des Baches um 1855 an Michael Gratzer verkauft wurde, der hier eine Drahtstiften-Werkstatt errichtete.

Der Hauptbestand des Gutes gelangte laut Kaufvertrag vom 3. November 1863 an Joseph Ritter von Raiman(n) und dann laut Kaufvertrag vom 7. September 1864 an Johann Brauner (seine Herkunft ist noch unklar; ein Franz Brauner, Mariatrost 38, wird 1848 genannt). 1865 wird die spätere Villa von Friedrich Künne noch als kleines Haus beschrieben, das erst Anfang der siebziger Jahre durch Brauner vergrößert wurde. Von da an hieß das nun stattliche Gebäude "Villa Brauner". Durch Schenkung vom 13. Juli 1874 wurde Johanna Brauner zur Hälfte Besitzerin des Gutes, welches ihr nach dem Tod des Gatten schließlich am 10. April 1877 zur Gänze zufiel.

1899 musste sich der Inhaber der Drahtstiftenfabrik, Friedrich Künne jun., gegenüber einer Anzeige rechtfertigen, welche die Besitzerin der Villa Brauner, Frau Johanna Brauner, und deren Wohnparteien der Villa Kroisbach No. 50 wegen einer vorschriftwidrigen gemeingefährlichen Fabriksesse einbrachten. Im Adressen-Buch der Ortsgemeine Fölling von 1901 wird noch Johanna Brauner als Besitzerin der Liegenschaft genannt, die nun die Nr. 89 hat. Bald danach wird eine Tochter der Frau Brauner den k. k. Offizier Daniel Schneider-Wehrthal geheiratet haben, der in der Folge das Gut übernahm und ihm auch die Fabriksanlage am Bach wieder anreihte. 1911 hat er dem "Heidedichter" Hermann Löns dort vorübergehend Unterschlupf geboten.

Eine zweite Tochter namens Anna soll davor Johann Bischof geheiratet und mit ihm die Wirtschaft Neusitzweg 90 erworben haben, erzählt die Urenkelin Rosi Lembäcker. Bischof wird 1901 noch als Besitzer des Gasthauses "Zum Grabenhansl" in der heutigen Mariatroster Straße 2 genannt.

Der Haus- und Grundbesitz war nun nach mehr als 50 Jahren wieder zusammengeführt. 1911 hat Schneider-Wehrthal dem "Heidedichter" Hermann Löns im Gebäude Mariatroster Straße 136 Unterschlupf geboten.

(Adressen-Buch Fölling 1901; Fournier, "Mariatrost", 1994; Interviews 2021)

Mit Stand 2022 ist das Gebäude gefährdet.[1]

Im September 2024 erfolgt der Abbruch des Hauses.

Kommentare

Der im Juni 2021 aufgelegte Bebauungsplan 11.12.0 soll die künftige Verbauung entlang der Mariatroster Straße regeln. Die "Villa Brauner" müsste nach dem Plan nicht zwangsläufig abgerissen werden, eine Erweiterung wäre aber nicht möglich. Die oben beschriebene Geschichte des Bauwerks und seine prominente Lage würden für eine Erhaltung sprechen. SOKO Altstadt hat sich dazu Varianten überlegt und beim Bauträger ersucht, solche Überlegungen anzustellen. Laukhardt (Diskussion) 22:08, 18. Jul. 2021 (CEST)

Einzelnachweise

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